Über das Unbehagen zu Wohnen
Lecture Performance mit Tee und Dias
andpartnersincrime
In einem intimen Wohnzimmersetting sucht Eleonora L. Herder nach den verschwiegenen Echos ihrer Familiengeschichte. Anhand von Dokumenten und Objekten präsentiert sie eine alternative Perspektive auf deutsch-jüdische Identität, in der die Grenzen zwischen Politik und Privatem sowie Oper- und Täterrollen verschwimmen. Während ein Urgroßvater ein hochrangiger Nationalsozialist war, der bereits 1923 beim Hitlerputsch in München neben Adolf Hitler zur Feldherrenhalle marschierte, musste die Familie des anderen Urgroßvaters aufgrund ihrer jüdischen Herkunft fliehen und zerbrach an den Folgen des Exils.
Dass ihre Großeltern aus zwei so unterschiedlichen Familien sich schlussendlich in den 1950er Jahren treffen, verlieben und 8 Kinder bekommen besiegelt den Anfang einer tragischen Familienodyssee geprägt von Schweigen und psychischen Erkrankungen, die über Como, Rom, Barcelona bis nach Santa Barbara in Kalifornien führt.
Eleonora L. Herder hat über zehn Jahre lang Material aus Archiven und persönlichen Quellen zusammengetragen, um das Schweigen ihrer Familie aufzubrechen. Da sie immer wieder neue Dokumente und Fotos entdeckt und weitere Gespräche führt, verändert sich der dem Stück zu Grunde liegende Text von Aufführung zu Aufführung.
Die Inszenierung schafft ein wohnliches Setting: Herder spricht direkt zum Publikum, während die Performerin Liese Lyon Tee und Kekse serviert und Jonas Harksen den Abend musikalisch am Flügel begleitet. Ein gespenstisches, echohaftes Sounddesign durchbricht die gemütliche Salonstimmung und erzeugt ein subtiles Unbehagen.
Das Publikum ist eingeladen, Herders Rechercheprozess nachzuvollziehen und sich mit den damit verbundenen Fragen, Zweifeln und Unsicherheiten auseinanderzusetzen.
Die Aufführung wurde im Dezember 2023 in sechs ausverkauften Vorstellungen von Publikum und Presse begeistert aufgenommen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung lobte: "Über das Unbehagen zu Wohnen stellt Fragen der Identität, die weit über den Kreis der Familie hinausgehen." (F.A.Z., Christoph Schütte)
Performance: Lela Herder, Jonas Harksen und Liese Lyon
Klavier: Jonas Harksen
Text und Regie: Eleonora L. Herder
Dramaturgie und Recherche: Tim Schuster
Bühne, Kostüm & Lichtdesign: Marina Rengel Lucena
Sounddesign und Komposition: Jonas Harksen
Video: Ayla Pierrot
Filmdokumentation: Caspar Hahnemann
Off-Stimme: Beatrice Magnus-Wiebel
Administration: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Produktionsleitung: Martin Heise
Grafik: Anna Pirot und Felix Kosok (Bureau 069)
Gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Rudolf Augstein Stiftung und dem Fonds Darstellende Künste. Wiederaufnahme ermöglicht durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Villa Gründergeist.
Andpartnersincrime erhält eine Mehrjahresförderung der Stadt Frankfurt am Main.
Solidarisches Preissystem: 10€ / 15€
31.05., 20.00 Uhr I Reservierung hier
01.06., 16.00 Uhr I Reservierung hier mit Kinderbetreuung, Anmeldung hierfür unter maintenance-art@andpartnersincrime.org
01.06., 19.00 Uhr I Reservierung hier
Bezahlung in bar an der Abendkasse.
Sprache: Deutsch
Dauer: ca. 75 Min.
Empfohlen ab 12 Jahren