Isabell Ratzinger
Stipendiatin Postgraduiertenförderung 2024
Das hat noch nicht kein Glück gebracht
Mit Bildhauerei einen Schatten fassen
Mit jeder Sprechweise geht eine eigene Gefühls- und Gedankenwelt einher.
Im Alltagsverständnis werden bestimmte Merkmale des Sprechens gerne als ‚typisch weibliche’ identifiziert. Dieses Verständnis muss in Frage gestellt werden.
Bestimmte sprachliche Merkmale sollen in bildhauerische Arbeit übersetzt werden, sodass sie Körper erhalten, die losgelöst sind von Geschlecht.
Die künstlerische Recherche führt ins ehemalige Ostpreußen (heute Litauen und Russland). 1965 lässt sich der französische Philosoph Jean-Paul Sartre auf den Wanderdünen der Kurischen Nehrung von Antanas Sutkus fotografieren. Zu seinen Füßen liegt der Schatten von Simone de Beauvoir. Eine ephemere Skulptur schaffen - Wie den Schatten fassen? Besonderes Interesse gilt der ostpreußischen Sprache, die offiziell als ausgestorben gilt. Sie zeichnet sich durch Verniedlichungsformen sowie doppelte Verneinungen aus. Sie birgt Anhaltspunkte, um spezifische Sprechweisen von Klischees zu befreien. Dokumente ostpreußischer Sprache und Kultur begegnen dem Schreiben von Simon de Beauvoir.
Isabell Ratzinger wurde 1996 in Mainz geboren. 2022 erhielt sie ihr Diplom an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main mit dem Fokus Experimentelle Raumkonzepte, Bildhauerei und Bühnenbild/Szenischer Raum. Bisherige Ausstellungen und Forschungsprojekte führten sie über Deutschland hinaus auch nach Japan und Litauen. Darunter Ausstellungen im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden, Frankfurter Kunstverein, Kawagoe’s 'The Kura and Contemporary Art’ (Japan) und die Nida Art Colony (Litauen). Sie führt öffentliche Workshops als kollektive, künstlerische Forschung durch, etwa 'Bürofantasien. Fantastisch im Arbeitsalltag' (Kunstforum der TU Darmstadt, 2018) oder 'Steal a Khaki' (Artist-in-Residence Yorii, Saitama, 2022). Im Jahr 2023 erhielt sie von den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Stiftung Kunstfonds das NEUSTARTplus-Stipendium von NEUSTARTKultur für ihre künstlerische Forschung zum Verschwinden in der Region des ehemaligen Ostpreußens. Isabell Ratzinger lebt und arbeitet in Offenbach am Main.